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Versuche

Elektrolyse verdünnter Salzsäure-Lösung

Zielsetzung

  • Mit diesem Experiment untersuchst du die Zusammensetzung von Säuren.

Hinweise zur Gefährdung

Dieses Experiment darf nur von Lehrpersonen durchgeführt werden!

Material

  • CC-BY-NC 4.0 / Joachim Herz Stiftung; Hanne Rautenstrauch
    Abb. 1 Versuchsmaterial Elektrolyse von Salzsäure-Lösung
    Becherglas 150 ml (Abb. 1)
  • Messzylinder 100 ml
  • 2 Grafit-Stabelektroden
  • Spannungsquelle
  • Kabel
  • Pappe
  • Schere
  • ggf. Stativ, Muffe, Klemmen

 

Chemikalien

  • Verdünnte Salzsäure-Lösung \(\ce{(ω\,=\,10\%)}\)
  • Universalindikator

 

Hinweise zur Gefährdungsbeurteilung

Dieser Versuch darf nur von Lehrkräften durchgeführt werden.

Führe den Versuch unter einem Abzug durch.

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Edukte

Stoffname Summenformel Gefahrenhinweise
Salzsäure (\(10 \%\)) \(\ce{HCl}\)
GHS05 - Ätzend etc. Kat. 1 GHS07 - Giftig Kat. 4 (Gesundheitsschädlich), Ätz- oder Reizwirkung Kat. 2, niedrigere systemische Gesundheitsgefährdung
H290 H315 H319 H335
P260 P280 P302+P352 P304+P340 P337+P313
Link zur GESTIS-Stoffdatenbank
Salzsäure (\(10 \%\))
\(\ce{HCl}\)
GHS05 - Ätzend etc. Kat. 1 GHS07 - Giftig Kat. 4 (Gesundheitsschädlich), Ätz- oder Reizwirkung Kat. 2, niedrigere systemische Gesundheitsgefährdung
H290 H315 H319 H335
P260 P280 P302+P352 P304+P340 P337+P313

Produkte

Stoffname Summenformel Gefahrenhinweise
Wasserstoff (als Reaktionsprodukt) \(\ce{H_2}\)
GHS02 - Entzündlich
H220: Extrem entzündbares Gas.
P210: Von Hitze, heißen Oberflächen, Funken, offenen Flammen sowie anderen Zündquellen fernhalten. Nicht rauchen. P403: An einem gut belüfteten Ort aufbewahren.
Link zur GESTIS-Stoffdatenbank
Chlor (Reaktionsprodukt)
GHS03 - Brandfördernd GHS06 - Giftig Kat. 1 - 3 GHS09 - Umweltgefährlich
H270 H315 H319 H330 H335 H400 EUH071
P220 P244 P260 P273 P280 P403 P405 P302+P352 P332+P313 P370+P376 P304+P340+P315 P305+P351+P338+P315
Link zur GESTIS-Stoffdatenbank
Wasserstoff (als Reaktionsprodukt)
\(\ce{H_2}\)
GHS02 - Entzündlich
H220: Extrem entzündbares Gas.
P210: Von Hitze, heißen Oberflächen, Funken, offenen Flammen sowie anderen Zündquellen fernhalten. Nicht rauchen. P403: An einem gut belüfteten Ort aufbewahren.
Chlor (Reaktionsprodukt)
GHS03 - Brandfördernd GHS06 - Giftig Kat. 1 - 3 GHS09 - Umweltgefährlich
H270 H315 H319 H330 H335 H400 EUH071
P220 P244 P260 P273 P280 P403 P405 P302+P352 P332+P313 P370+P376 P304+P340+P315 P305+P351+P338+P315

Versuchsaufbau/Durchführung

  1. CC-BY-NC 4.0 / Joachim Herz Stiftung; Sarah Brauns/made with chemix.org
    Abb. 2 Elektrolyse von Salzsäure-Lösung
    Befülle das Becherglas mit 100 ml Leitungswasser, 5 ml verdünnter Salzsäure-Lösung und so viel Universalindikator (ca. 3-4 ml), dass eine intensive Färbung der Lösung zu sehen ist (Abb. 2).
  2. Schneide die Pappe so zurecht, dass du eine Trennwand für die Mitte des Becherglases erhältst. Stecke die Pappe als Trennwand in das Becherglas. Du erhältst nun zwei Kammern.
  3. Tauche in jede der Kammern jeweils eine Grafit-Stabelektrode ein, dass sie kurz über dem Boden ist. Befestige die Elektroden ggf. an einem Stativ.
  4. Verbinde die Elektroden mit der Spannungsquelle. Stelle eine Gleichspannung von 15 Volt ein.
  5. Stelle die Spannungsquelle nach ca. 3-4 Minuten ab, wenn du einen deutlichen Farbunterschied zwischen den beiden Kammern erkennen kannst.

 

Hinweise zur Entsorgung

Die Lösungen können neutralisiert in den Abfluss gegeben werden.

Tipps/Tricks

Achte darauf, dass du nicht zu lange elektrolysierst und eine ausreichend große Menge Indiaktor verwendest! Bei dem Experiment entsteht Chlor, welches bei zu langer Elektrolyse die Farbe des Indikators in einer deiner Kammern ausbleichen kann.

Aufgabe
Aufgabe

Führe das Experiment durch und notiere deine Beobachtungen.

Erkläre, welche Reaktionen an den Elektroden stattgefunden haben.

Lösung

Beobachtung

CC-BY-NC 4.0 / Joachim Herz Stiftung; Hanne Rautenstrauch
Abb. 4 Elektrolyse von Salzsäure-Lösung Versuchsbeginn
CC-BY-NC 4.0 / Joachim Herz Stiftung; Hanne Rautenstrauch
Abb. 5 Elektrolyse von Salzsäure-Lösung Versuchsende

Zunächst ist der Universalindikator rot in beiden Kammern und zeigt einen sauren pH-Wert an (Abb. 4). Nach Anlegen der Spannung bilden sich Gasblasen, die nach oben steigen (Abb. 5).

An der Anode (bei diesem Versuch Pluspol) bleibt die Farbe der Lösung rot (Abb. 5).  

An der Kathode (bei diesem Versuch Minuspol) färbt sich die Lösung nach und nach grün-blau (Abb. 5).

 

Ergebnis

In der Lösung liegt ein Gleichgewicht der Säure- und Wasser-Molekülen mit den Oxonium- und Säure-Rest-Ionen vor. Bei der Salzsäure liegt das folgende Gleichgewicht vor:

\(\ce{HCl + H2O <=> H3O^+ + Cl^-}\)

An der Anode werden Chlorid-Ionen zu Chlor-Molekülen oxidiert, welches gasförmig austritt. Der pH-Wert bleibt sauer, da weiterhin Oxonium-Ionen vorhanden sind. An der Kathode werden die Oxonium-Ionen zu Wasser- und Wasserstoff-Molekülen reduziert. Durch die Bildung der Wasser-Moleküle wird der pH-Wert zunehmend weniger sauer, da der Anteil an Oxonium-Ionen abnimmt. Der Wasserstoff tritt gasförmig aus der Lösung aus.

Oxidation (Anode): \(\ce{2 Cl^- -> Cl2 + 2 e^-}\)

Reduktion (Kathode): \(\ce{2 H3O^+ + 2 e^- -> H2 + 2 H2O}\)

Redox-Reaktion: \(\ce{2 Cl^- + 2 H3O^+ -> Cl2 ^ + H2 ^ + 2 H2O}\)

 

Was sagt dir dieses Versuchsergebnis über die Zusammensetzung von Säuren?

In dem Becherglas befindet sich zu Versuchsbeginn in beiden Versuchskammern die gleiche Salzsäure-Lösung. Der Indikator zeigt einheitlich für beide Versuchskammern einen sauren pH-Wert an. Durch die Elektrolyse reagieren in der Kammer, in der die Oxidation abläuft, die Chlorid-Ionen zu Chlor-Molekülen. Der Indikator zeigt jedoch weiterhin eine Rotfärbung an. Das heißt, die Ionen oder der Stoff, der für die Färbung des Indikators sorgt, ist unverändert geblieben. Das sind die Oxonium-Ionen die unverändert vorliegen und für die saure Färbung des Indikators sorgen.

In der Kammer, in der die Reduktion abläuft, ist hingegen eine Änderung des pH-Wertes und somit eine Änderung der Farbe des Indikators zu beobachten. In dieser Versuchskammer reagieren Oxonium-Ionen zu Wasserstoff- und Wasser-Molekülen. Daraus kannst du schließen, dass die Oxonium-Ionen, diejenigen Ionen sind, die für die saure Eigenschaft der Salzsäure-Lösung verantwortlich sind.

Alle Säure-Moleküle stehen in wässriger Lösung im Gleichgewicht mit Oxonium-Ionen und Säure-Rest-Teilchen.

Aufgabe
Aufgabe

Führe das Experiment auch mit anderen sauren Lösungen (z.B. verd. Essigsäure, verd. Schwefelsäure, Kohlensäure, verd. Zitronensäure) durch. Gibt es Gemeinsamkeiten?

Stelle die Gleichgewichtsreaktionen der Säure in wässriger Lösung auf.

Tipp: \(\ce{Säure + Wasser <=> Oxonium-Ionen + Säurerest-Ionen}\)

Lösung

Beobachtung

Du kannst, wenn du das Experiment mit anderen sauren Lösungen durchführst, jedes Mal beobachten, dass sich die Färbung des Universalindikators am Minuspol verändert (von rot über gelb zu grün), während sie jeweils am Pluspol unverändert bleibt.

Auswertung

Am Pluspol laufen je nach eingesetzter saurer Lösung unterschiedliche Reaktionen ab, welche jedoch nicht zu einer Veränderung des Indikators führen. Die saure Eigenschaft der Lösung bleibt unverändert.

Am Minuspol hingegen findet die selbe Reaktion statt, wie auch bei der verdünnten Salzsäure-Lösung. Oxonium-Ionen reagieren zu Wasser und Wasserstoff.

Reduktion (Kathode): \(\ce{2 H3O^+ + 2 e^- -> H2 + 2 H2O}\)

Der Indikator zeigt durch seinen Farbumschlag nach gelb/grün, dass der pH-Wert steigt und die Lösung weniger sauer ist. Daraus kannst du schlussfolgern, dass bei allen sauren Lösungen die Oxonium-Ionen diejenigen sind, die für die sauren Eigenschaften verantwortlich sind.

Woher stammen die Oxonium-Ionen?

Die Oxonium-Ionen entstehen jeweils bei der Reaktion der Säure mit Wasser. Du siehst hier die verschiedenen Gleichgewichtsreaktionen der Säuren in wässriger Lösung:

Essigsäure und Wasser stehen im Gleichgewicht zu Oxonium-Ionen und Acetat-Ionen.

\(\ce{CH3-COOH + H2O <=> H3O^+ + CH3-COO^-}\)

Schwefelsäure und Wasser stehen im Gleichgewicht zu Oxonium-Ionen und Sulfat-Ionen.

\(\ce{H2SO4 + 2 H2O <=> 2 H3O^+ + SO4^2-}\)

Kohlensäure und Wasser stehen im Gleichgewicht zu Oxonium-Ionen und Carbonat-Ionen.

\(\ce{H2CO3 + 2 H2O <=> 2 H3O^+ + CO3^2-}\)

Zitronensäure und Wasser stehen im Gleichgewicht zu Oxonium-Ionen und Citrat-Ionen.

\(\ce{H3Zit + 3 H2O <=> 3 H3O^+ + Zit^3-}\)