Hast du dich schon einmal gefragt, wieso Lebensmittel, wie z.B. Fisch oder Schinken, durch Räuchern in einem Räucherofen (Abb. 1) haltbarer werden? Ein wichtiger Stoff, der dabei eine Rolle spielt, ist Formaldehyd. In diesem Beitrag erfährst du etwas über die Verwendung von Formaldehyd in unserem Alltag. Aber du erfährst auch, wieso Formaldehyd kein unbedenklicher Stoff für uns Menschen und die Umwelt ist.
Verwendung von Formaldehyd
1. Räuchern
Beim Räuchern (Abb. 1) wird beispielsweise ein Fisch oder ein Stück Schinken in einen Räucherofen gehängt, welcher durch das Verbrennen von Holz (z.B. Buche) befeuert wird. Formaldehyd kommt natürlicherweise in Holz vor. Zusätzlich entsteht bei der Verbrennung des Holzes im Räucherofen durch Pyrolyse-Prozesse Formaldehyd. Der Stoff Formaldehyd ist somit im Rauch des Räucherofens enthalten. Es kommt mit dem Fisch oder Schinken in Kontakt und wirkt auf diese mikrobiozid. Das heißt, dass Schimmelpilze oder Hefen abgetötet werden. Außerdem wirkt das Formaldehyd quervernetzend auf die Proteine, die im Fisch oder Schinken vorhanden sind und unterbindet auf diese Weise Fäulnis- oder Zersetzungsprozesse. Um Lebensmittel durch Räuchern haltbar zu machen, reicht das Formaldehyd im Rauch jedoch nicht aus. Es spielen dann noch weitere Prozesse, wie die Trocknung der Lebensmittel und auch die Abtötung von Keimen durch Hitze, eine Rolle.
2. Chemische Industrie
In der chemischen Industrie ist Formaldehyd einer der wichtigsten organischen Grundstoffe, der zu vielen anderen Stoffen weiterverarbeitet werden kann. In Abb. 2 siehst du, welche Stoffe in der chemischen Industrie beispielsweise aus Formaldehyd hergestellt werden.
Die aus Formaldehyd gewonnenen Stoffe können in vielen Bereichen unseres Alltags eingesetzt werden. Hier siehst du einige Beispiele:
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Harnstoff-Formaldehyd-Harze:
- Einsatz als Leim, Klebstoff oder zum Imprägnieren
- Herstellung von Pressspanplatten
- Mittel zur Textilveredelung
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Phenol-Formaldehyd-Harze:
- Zugabe von Füllstoffen, wie Quarzsand oder Textilfasern führt zu festen, formgepressten Kunststoffprodukten
- Einsatz z.B. als Griff für Haushalts- oder Elektrogeräte oder auch in Billard- oder Kegelkugeln
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Melaminharze:
- Einsatz z.B. als bruchsicheres Kunststoffgeschirr (Abb. 3)
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Methylendiphenylisocanat:
- Rohstoff zur Herstellung von Polyurethan (Schaumstoff)
- Einsatz z.B. als Bauschaum oder als Küchenschwamm
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Pentaerythrit:
- Einsatz als Ausgangsstoff für Weichmacher, Emulgatoren und auch für Sprengstoffe
3. Medizin und Biologie
Aufgrund seiner keimabtötenden Wirkung setzen wir Formaldehyd auch in vielfältigen Bereichen in der Medizin und Biologie ein. So wird Formaldehyd z.B. in Totimpfstoffen und zur Haltbarmachung von anatomischen oder biologischen Präparaten, wie du sie vielleicht aus der Biologie-Sammlung deiner Schule kennst (Abb. 4), verwendet. Auch zur Desinfektion und Sterilisation kann Formaldehyd eingesetzt werden. Wird zum Beispiel in der Hühnerzucht ein Stall mit neuen Hühnern besetzt, wird dieser vorher häufig mit Formaldehyd begast, um möglicherweise vorhandene Viren oder Bakterien abzutöten.
4. Kosmetik
In Kosmetika werden sogenannte Formaldehyd-Abspalter verwendet. Dies sind Stoffe, die mit der Zeit Formaldehyd im Kosmetikprodukt freisetzen. Das Formaldehyd kann dann in dem Kosmetikprodukt seine keimtötende Wirkung freisetzen. Ein direkter Einsatz von Formaldehyd in Kosmetikprodukten ist seit 2019 nicht mehr erlaubt. Dies liegt daran, dass Formaldehyd kein unbedenklicher Stoff ist.
Formaldehyd als bedenklicher Stoff
Formaldehyd ist deswegen kein ungefährlicher Stoff, weil von ihm verschiedene Gefahren für unseren menschlichen Körper und auch für unsere Umwelt ausgehen können. Formaldehyd ist als krebserzeugend eingestuft, wenn wir diesem regelmäßig ausgesetzt sind. Außerdem kann Formaldehyd Allergien auslösen sowie Haut-, Atemwegs- oder Augenreizungen hervorrufen.
In größeren Konzentrationen ist Formaldehyd für uns giftig. Die meisten Vergiftungen durch Formaldehyd entstehen nicht durch die direkte Aufnahme von Formaldehyd, sondern dadurch, dass die Person minderwertigen („gepanschten“) Alkohol getrunken hat, welcher neben dem Trinkalkohol (Ethanol) auch Methanol enthält. Das Methanol wird im Körper dann zu Formaldehyd und weiter zu Ameisensäure verstoffwechselt (Abb. 5). Dies kann zu einer Übersäuerung und dem Absinken des pH-Wertes im Blut führen. Zudem greift Formaldehyd die Netzhaut an, sodass eine Formaldehyd-Vergiftung zum Erblinden führen kann.
Zusammenfassung
Formaldehyd ist ein sehr vielseitiger Stoff. In unserem Alltag gibt es daher viele Gegenstände, die Formaldehyd enthalten oder aus Stoffen auf Formaldehyd-Basis hergestellt sind. Der Nutzen von Formaldehyd für uns Menschen ist daher groß. Trotzdem muss Formaldehyd aufgrund seiner Giftigkeit und seiner krebserzeugenden Wirkung kritisch gesehen und nur sachgerecht damit umgegangen werden.
Aufgabe
Aufgabe
Wie kann ich mich schützen?
Du siehst, dass Formaldehyd aufgrund seines breiten Einsatzbereiches (z.B. als Desinfektionsmittel) und der vielen Stoffe, die auf Formaldehyd basieren (z.B. Baustoffe), einen großen Nutzen für uns Menschen hat. Doch wie so vieles im Leben, hat der Einsatz von Formaldehyd auch seinen Preis, denn es ist in größeren Mengen giftig und krebserzeugend. Gleichzeitig kommt Formaldehyd aber auch natürlicherweise in unserem Stoffwechsel als Zwischenprodukt vor und hat wichtige keimabtötende Eigenschaften. Wie gehst du also am besten mit Formaldehyd um? Überlege dir, durch welche Maßnahmen wir die Formaldehyd-Belastung möglichst gering halten können.