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Grundwissen

Die Kläranlage

Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Das Trennverfahren in einer Kläranlage geht nach dem Prinzip von grob zu fein vor.
  • In einer mechanischen, biologischen und chemischen Stufe wird das Abwasser systematisch gereinigt.
Aufgaben Aufgaben
Diana, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Abb. 1 Toilette

Rund 130 Liter Wasser verbrauchen wir im Durchschnitt pro Menschen an einem Tag in Deutschland (Stand 2022, Statistisches Bundesamt). Die Hälfte des Wassers benutzen wir für die Körperpflege beim Duschen und Baden sowie für die Toilettenspülung (Abb. 1). Mit der anderen Hälfte waschen und spülen wir, bereiten Nahrung zu, nehmen Nahrung auf und bewässern Pflanzen. Besonders beim Duschen, Waschen und Toilettenspülen entsteht Abwasser. In der Kanalisation sammelt sich das gesamte Abwasser aus den Haushalten: alles, was du im Waschbecken oder der Toilette herunterspülst. In der Kläranlage wird das Abwasser gereinigt, damit es am Ende in die Umwelt geleitet werden kann. Dazu werden in der Kläranlage verschiedene Trennmethoden angewendet, um das Wasser von allem anderen Inhalten zu trennen.

In diesem Artikel erklären wir dir, wie eine Kläranlage funktioniert.

Trennprinzip von grob zu fein

Was denkst du, was alles aus dem Abwasser getrennt werden muss, um am Ende sauberes Wasser zu erhalten? Wenn du dich wäschst, landen die Seifenreste und der Schmutz, der zuvor auf der Haut war, im Abwasser. Dann gehst du noch auf die Toilette und neben deinem Geschäft landet auch das Toilettenpapier im Abfluss. Nach dem Mittagessen gießt du das restliche Nudelwasser mit dem darauf schwimmenden Öl und dem gelösten Salz in den Abfluss. Vom Teller landen dort auch noch ein paar Speisereste. Später machst du das Bad sauber und spülst restliche Putzmittel in das Abwasser. Im Abwasser landet noch vieles mehr, was durch unterschiedliche Trennverfahren in der Kläranlage aus dem Wasser entfernt wird.

Das Trennprinzip der Kläranlage ist von grob zu fein aufgebaut. Zuerst werden die groben Stoffe wie Speisereste, Toilettenpapier, Hygieneartikel, Verpackungen usw. getrennt. Danach werden Sand und Fett getrennt. In der nächsten Stufe werden organische Stoffe, die kleiner als Sandkörner sind, biologisch abgebaut. Organische Stoffe sind zum Beispiel deine Nahrungsmittelreste. Im letzten Schritt werden mithilfe chemischer Reaktionen gelöste Salze, die du selbst unter einem Mikroskop nicht sehen kannst, aus dem Wasser getrennt. Was genau bei den einzelnen Schritten passiert, erklären wir dir im Folgenden.

In Abbildung 2 zeigen wir dir, wie eine Kläranlage von oben aussieht. Wenn du auf die roten Infopunkte klickst, erfährst du schon einmal die Reinigungsstufen der Kläranlage, bevor wir dir die Stufen weiter unten im Artikel genauer beschreiben.

Abb. 2 Kläranlage von oben

Aufbau einer Kläranlage: mechanisch, biologisch, chemisch

Damit alle groben und feinen Stoffe aus dem Abwasser getrennt werden können, sind verschiedenen Reinigungsstufen notwendig. Die Trennverfahren in der Kläranlage starten mit der mechanischen Reinigung, dann folgt die biologische Reinigung und zum Schluss die chemische Reinigung (Abb. 3). Der Schlamm, der sich bei verschiedenen Reinigungsstufen sammelt, wird gleichzeitig behandelt, um ihn später zu entsorgen bzw. wiederzuverwerten.

 

Goran tek-en, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons, altered from original
Abb. 3 Fließschema einer Kläranlage

1. Mechanische Reinigung

Rechen
Pavel Hrdlička, Wikipedia, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Abb. 4 Grobe Feststoffe im Abwasser

Wenn das Abwasser an der Kläranlage ankommt, werden erst einmal alle groben Stoffe aus dem Abwasser getrennt. Unter den groben Stoffen findest du größere Speisereste, Toilettenpapier, Äste und Laub, Hygieneartikel, Textilien und andere Dinge, die eigentlich nicht in den Abfluss bzw. in die Toilette gehören (Abb. 4). Das Rechen hält alle groben Stoffe zurück. Es besteht aus Stäben, die in einem bestimmten Abstand nebeneinanderstehen und funktioniert nach dem ähnlichen Prinzip, wenn du mit einer Gabel durch eine Buchstabensuppe gehst. Manchmal wird das Abwasser von dem Rechen noch durch ein Sieb geleitet. Die Löcher des Siebes sind kleiner als die Spalten beim Rechen. Deswegen können mit dem Sieb kleinere Stoffe als mit dem Rechen getrennt werden. Wenn das Rechengut aus dem Abwasser entfernt wurde, wird es gewaschen, getrocknet, gepresst und meist verbrannt.

Sandfang

Nachdem alle groben Stoffe getrennt wurden, gelangt das Abwasser in den Sandfang. Sand, Steine, Glassplitter usw. haben eine höhere Dichte als Wasser. Deswegen sinken sie zu Boden. Damit diese Stoffe auch zu Boden sinken können, strömt das Abwasser sehr langsam durch das Absetzbecken, wo der Sandfang stattfindet. Der Sand auf dem Boden kann abgetragen werden. Dieses Trennverfahren nennen wir Sedimentieren. Bei manchen Kläranlagen wird das Sandfanggut gewaschen und getrocknet, um es (z.B. im Straßenbau) wiederzuverwerten. Das Wasser über dem Sand kann zur nächsten Reinigungsstufe fließen.

Vorklärbecken

Die nächste Reinigungsstufe findet im Vorklärbecken statt. Hier sinken ebenfalls wieder Stoffe mit einer höheren Dichte als Wasser zu Boden. Dazu gehören z.B. Fäkalien und Reste vom Toilettenpapier. Die Fließgeschwindigkeit ist hier noch langsamer als im Sandfang. Den Schlamm, der sich am Boden des Vorklärbeckens absetzt, wird als Primärschlamm bezeichnet. Der Primärschlamm wird von Bändern in einen Trichter transportiert und von dort in den Voreindicker geleitet.

Durch die langsame Fließgeschwindigkeit sammeln sich an der Oberfläche Stoffe mit einer geringeren Dichte als Wasser. Öle und Fette schwimmen an der Wasseroberfläche und können dort abgetragen werden.

 

2. Biologische Reinigung

Bei der mechanischen Reinigung werden alle groben Stoffe von dem Abwasser getrennt. Bei der biologischen Reinigung können noch kleinere organische Stoffe abgetrennt werden.

Belebungsbecken
Pavel Hrdlička, Wikipedia, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Abb. 5 Belebungsbecken

Nach dem Vorklärbecken gelangt das Abwasser in das Belebungsbecken (Abb. 5). In dem Belebungsbecken befindet sich der Belebtschlamm, in dem Mikroorganismen leben. Mikroorganismen sind sehr kleine Lebewesen, die du nur unter einem Mikroskop erkennen kannst. Dazu zählen z.B. Bakterien oder Pilze. Im Belebungsbecken werden Belebtschlamm und Abwasser miteinander vermischt. Dann wird Luft in das Becken gepumpt, denn die Mikroorganismen benötigen Sauerstoff (aerobe Bedingungen). Die Mikroorganismen ernähren sich von Stoffen, die aus organischen Verbindungen bestehen (z.B. Nahrungsreste). Bei diesem Prozess wird häufig beschrieben, dass die Mikroorganismen die Verbindungen abbauen. Eigentlich finden aber chemische Reaktionen statt, ähnlich wie auch in deinem Körper chemische Reaktionen stattfinden können. Dabei reagieren in den Mikroorganismen Kohlenstoffverbindungen mit Sauerstoff zu Kohlenstoffdioxid und Biomasse. Ammoniak reagiert mit Sauerstoff zu Nitraten (Nitrifikation). Die Mikroorganismen gewinnen durch diese chemischen Reaktionen Energie, die sie für ihren Stoffwechsel, ihr Wachstum und ihre Vermehrung benötigen.

Nachklärbecken

Nachdem die Mikroorganismen fleißig waren, gelangt das Abwasser mit dem Belebtschlamm und der Biomasse in das Nachklärbecken. Hier ist die Durchlaufgeschwindigkeit wieder so langsam, dass sich die Feststoffe mit einer höheren Dichte als Wasser absetzen können (Sedimentieren). Deswegen sammeln sich Belebtschlamm und Biomasse am Boden des Nachklärbeckens. Da sich in dem Belebtschlamm immer noch Mikroorganismen befinden, wird ein Großteil des Schlammes wieder zurück in das Belebungsbecken geleitet. Der andere Teil des Schlammes wird zu dem Primärschlamm aus dem Vorklärbecken in den Voreindicker geleitet.

 

3. Chemische Reinigung

Flockungsbecken

Oft können mit der biologischen Reinigungsstufe nicht alle unerwünschten Stoffe von dem Wasser getrennt werden. Deshalb gelangt das Wasser nach dem Nachklärbecken in ein Flockungsbecken. In dem Flockungsbecken werden Salze, die im Wasser gelöst sind, getrennt. In Wasser gelöste Stoffe kannst du mit dem Auge nicht erkennen, aber sie sind trotzdem vorhanden. Wenn du beispielsweise Kochsalz in Wasser löst, kannst du es nicht mehr mit dem Auge erkennen, aber schmecken. Es ist immer noch da. Phosphate sind Salze, die im Abwasser vorhanden sein können, aber unerwünscht sind. Wenn das gereinigte Wasser nämlich nach der chemischen Reinigungsstufe in einen Fluss geleitet wird, können die Phosphate zu einem erhöhten Vermehren von Algen führen. Um daher die Phosphate von dem Wasser zu trennen, werden Stoffe zu dem Wasser gegeben, die mit den Phosphaten reagieren. Bei dieser Reaktion entsteht ein Feststoff, der dann als Flocken zu Boden sinkt. Der Schlamm, der sich am Boden sammelt, kann dann wieder in den Voreindicker geleitet werden.

Schlammbehandlung

Netherzone, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Abb. 6 Faultürme
Naturpuur, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons
Abb. 7 Fluss

Während der verschiedenen Reinigungsstufen wird immer wieder Schlamm gesammelt und abgetragen.

 

Voreindicker

Zunächst wird der Schlamm in einen Voreindicker geleitet. Am Anfang enthält der Schlamm noch sehr viel Wasser. Ziel ist es, das Wasser von dem Schlamm zu trennen, um das Volumen des Schlammes zu verringern und den Schlamm zu stabilisieren.

 

Faulturm

Nach dem Eindicken wird der Schlamm in den Faulturm transportiert (Abb. 6). Im Faulturm ernähren sich Bakterien von den Stoffen im Schlamm und setzen Gärprozesse in Gang. Diese Gärprozesse finden am besten bei \(\pu {35\,°C}\) und unter Luftabschluss statt. Bei den Gärprozessen finden unterschiedliche chemische Reaktionen statt, bei denen die Gase Methan und Kohlenstoffdioxid entstehen. Diese Gase können Turbinen antreiben.  Auf diese Weise kann chemische Energie in elektrische Energie umgewandelt werden. Reste vom Klärschlamm können in Müllverbrennungsanlagen weiterverwertet werden oder in der Landwirtschaft als Düngemittel eingesetzt werden.

 

Wo kommt das Wasser hin?

Wenn das Wasser in der Kläranlage gereinigt wurde, wird es in die Natur beispielsweise in Flüsse geleitet (Abb. 7). Von dort aus kann der Wasserkreislauf weitergehen.

Zusammenfassung

In der Kläranlage wird das Abwasser gereinigt und hinterher in den natürlichen Wasserkreislauf gegeben. Das Trennprinzip der Kläranlage funktioniert nach verschiedenen Reinigungsstufen, dass zuerst alle groben und später feinere Partikel getrennt werden. In der mechanischen Reinigungsstufe werden im Rechen, Sandfang und Vorklärbecken alle groben Teile (z.B. Toilettenpapier, Stöcker, Sand usw.) entfernt. In der biologischen Reinigungsstufe zersetzen Bakterien organische Stoffe. In der chemischen Reinigungsstufe werden gelöste Stoffe wie Phosphate ausgefällt. Der Schlamm wird im Voreindicker reduziert und dann in den Faulturm zur Gärung gegeben.

Aufgabe
a)

Zähle 10 Dinge auf, die du nicht in das Abwasser geben darfst.

Aufgabe

Lösung

Zigarettenkippen, Babywindeln, Kosmetiktücher, Tampons und Binden, Kondome, Plastikstücke, Speisereste, Katzenstreu, Mikroplastik, Fette und Öle, Farben, Lacke, Batterien, Medikamente usw.

b)

Begründe, warum du bestimmte Dinge nicht in das Abwassr geben darfst.

Aufgabe

Lösung

Dinge wie Zigarettenkippen, Babywindeln, Kosmetiktücher u.ä. verschmutzen das Abwasser zusätzlich unnötig. Außerdem bestehen sie aus Kunststoff, der viele hunderte von Jahren braucht, um sich zu zersetzen. Hingegen wird Toilettenpapier mit der Eigenschaft hergestellt, dass es sich bereits in Wasser schnell zersetzt und auflöst. In Babywindeln ist außerdem Mikroplastik enthalten, der in der Kläranlage aufwendig abgefiltert werden muss. Ähnlich verhält es sich mit Katzenstreu. Speisereste, Fette und Öle, Tampons, Katzenstreu und Babywindeln können zusätzlich die Abwasserrohre verstopfen bzw. sich dort anlagern, was zu unangenehmen Gerüchen führen kann. Farben, Lacke, Batterien und Medikamente enthalten teilweise giftige Stoffe, die sich im Abwasser lösen und in der Kläranlage mit chemischen Reinigungsstufen aufwendig getrennt werden müssen.

Können in der Kläranlage Schadstoffe und Mikroplastik nicht entfernt werden, gelangen sie in den natürlichen Wasserkreislauf.

Aufgaben